Das allerwichtigste habe ich natürlich heute morgen vergessen: unser Peter hat Geburtstag! Schlanke 79 wird er heute und feiert tatsächlich das zweite Mal bei einer WM in Lost Hills, das erste Mal seinen 61sten in 2001, denn auch da war er im Team!

Das werden wir natürlich heute auch entsprechend feiern, haben uns gerade mit den A Leuten verabredet und einem angehängten Österreicher, der noch auf seine Modelle wartet, die die Aringers mitbringen, doch von denen ist noch nix zu sehen. Marco Bierbauer, und unsere A-Leute haben ihn nicht nur zum Essen heute Abend adoptiert, sondern auch als Helfer am Modell beim Training heute.

Essen wollen wir dann bei Gabby‘s, einem kleinen Laden mit hausgemachter Mexikanischer Küche. Eigentlich schließt der immer um kurz nach 17 Uhr, aber für die WM auf allgemeinen Wunsch läßt er jetzt auch abends den Ofen an. Dort wollen wir Bochitos essen und Nachos.

Das Tal zwischen LA und San Francisco ist sehr mexikanisch geprägt. Die Einwanderung aus Mexiko in den letzten Jahrzehnten war enorm, da die Wirtschaft dringend Arbeitskräfte auf den Plantagen brauchte, Fruit Pickers noch und nöcher. Durch das Californian Aquaeduct, eine riesiger und langer Bewässerungskanal, ist das Tal für die Landwirtschaft erschlossen, und wenn wir zum Gelände fahren, durchqueren wir kilometerweise Obstplantagen, in denen wie mit Zirkel und Lineal angeordnet Reihe um Reihe tausender Obstbäume stehen: Mandeln und Pistazien, Granatäpfel und Haselnüsse. Auf der Straße Richtung Westen von hier zum Pazifik werden am letzten Road Stop solche Mandeln und Haselnüsse tütenweise zu Unpreisen verkauft, weil dort angeblich auch James Dean seinen sprichwörtlichen letzten Kaffee nahm, bevor ihm jemand auf der Straße Richtung Küste dann die Vorfahrt nahm, eine Ecke, die heute noch berüchtigt ist. James Dean ist dann auch auf den amerikanischen Team D-Shirts drauf, von denen sich Andreas Gey schon eins per Vorbestellung gesichert hat. Das haben wir schon abgeholt.

 

Das Gelände beim Training sehr trocken, und unsere Socken und Schuhe mutieren zu pussierlichen Igeltierchen, wenn wir Modelle holen. Angelikas schossen den Vogel ab, ein Bild seht ihr anbei, und sie weigerte sich, mehr Trainigsflüge zurück zu holen, weil die Grasfasern zwar weich aussehen, aber tatsächlich durch Schuh und Socke bis ins Fleisch pieken, und wer mag das schon.

Mit Sabine Meissnest bin ich gerade in engem Kontakt, weil die I5, die Hauptstrasse, die das Tal von Lost Hills mit dem Großraum LA verbindet, wegen der Waldbrände geschlossen ist – wir fuhren sie gestern noch! Die Schweizer Brüder Andrist und Vater Andrist sind gerade nach über 6 Stunden Fahrt Rtg Pasadena und dann Palmdale mit einem Umweg über die Berge hier angekommen – eine Bilderbuchfahrt, wenn nicht LA so schrecklich verstopft gewesen wäre. Sie hatten schon Stau morgens um halb 6!

13.20 Uhr jetzt hier und wir werden gleich einpacken – der Wind wird richtig stark und bockig. Peter meint zwar, er fliegt noch mal, aber eigentlich möchte ich abraten, wenn man mich denn fragen würde, und lieber ins Motel gehen und den Jetleg wegschlafen. Denn bei so einem Wind ist ein Probeflug echt Risiko!

Ah! Er hat mich gehört: Peter packt ein! So sehen wir es gerne bei dem Wetter!

Frühstück bei Denny‘s jetzt oder zumindest ein erster Kaffee, es ist 04: 30 Ihr, und die Nacht hat zumindest bis halb 4 geklappt heute. Micha klagt immer und ausgiebig über die schweren Lkws, die angeblich fast bei uns durchs Zimmer fahren, sagt er, die I5 hier oben also wieder befahren und das nicht zu knapp. Diese Autobahn ist Luftlinie nur gute dreihundert Meter von unserer Zimmertür entfernt, aber ich höre nix und will auch nicht, schlafe wenn auch noch nicht lange genug in dieser Zeitzone, so doch gut und tief. Da sind keine Lkws, glaube ich.

Gestern der Abend bei Gabby‘s war herrlich! Beim Abschied schüttelte man unsere Hände und sagte, wir sollen nur anrufen und German Team sagen, den andere Anrufe im Vorfeld for dem Essen gestern waren mangels Verständnis völlig erfolglos, dann werde man für uns den Laden offen lassen! Ein breit grinsender, netter Mexikaner nahm mit Michas Hilfe, Hin- und Herspringen die Bestellung auf – wir waren zu zwölft und hatten kaum eine Ahnung, WAS wir da wirklich bestellten, Espenadas, Tortillas, Tenidas, Insalada war da noch das einfachtse. Aber das Essen super frisch und vor allem scharf, voller Chili, und wir sollten weder Probleme mit Magenverstimmungen noch Erkältungen bekommen, weil dieses Feuer schon beim Essen alles wegbrannte und Taschentücher heiß begehrt waren, weil die Nasen liefen, die Augen tränten. Thomas Weimer und ich zum Beispiel hatten den gleichen frischen Salat mit Koriander, Tomaten, Zwiebeln und Chili, alles auf einer Tortilla und vermengt mit frischem Scampifleisch, das in Limone und natürlich auch Chili eingelegt war, und Ilka meinte nur, selbst wenn‘s schmeckt, muss es ja auch irgendwann mal wieder raus kommen und werde sich sicher seinen Weg frei brennen.

Zu Gabbb‘y werden wir sicher nochmal gehen in dieses Tagen, so herzlich die Aufnahme dort von den netten sogenannten Immigranten, die der verrückte Donald Trump am liebsten alle aus dem Land werfen würde. Was ein Wahnsinn!

Doch zurück zum Freiflug. Heute ist der A-Tag des ersten Weltcups und unsere A-Leute sind natürlich am Start. Sie werden auch eins der beiden Mopeds nehmen zum Rückholen. Das andere wird George haben, der noch trainieren will. Micha Sondhauss auch. Sprit hat er schon und gestern ging das Training gut. Ob Didi Meissnest zum Training stoßen wird? Sabine schrieb mir heute Nacht noch eine Nachricht, da hatte ich drum gebeten, dass sie angekommen sind, ob gut, das wird sich zeigen. Sie fuhren die Passstraße 33 über Ojai, eine Strecke, die sich nicht durch Höhe, aber durch Einfachheit auszeichnet. Micha und ich fuhren sie vor Jahren mal, aber George schüttelte gestern Abend bei Gabby‘s entsetzt den Kopf, als er von dem Plan hörte: die Straße sei zum Teil doch unbefestigt, und dann mit einem geliehenen Wohnmobil! Aber da hatte ich schon keinen Kontakt mehr zu Sabine, die unterwegs kein Wifi hatte, und ich bin jetzt beruhigt, dass sie gut angekommen sind. Sie werden sicher zu erzählen haben heute.